Immer schön aufpassen

In Australien hat der Frühling begonnen, meiner Meinung nach die schönste Zeit des Jahres. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass es früher hell wird, die Tage länger werden und die letzten drei Monate voller Dauerregen und kühlen Temperaturen hinter einem liegen, vielleicht ist es aber auch die Vorfreude auf ca. 8 Monate gutes Wetter, etwas, was man in Deutschland nicht kennt. Doch so schon die wärmeren Tage auch sind, sie bringen leider auch eine unangenehme Nebenerscheinung mit sich, die Snake season hat begonnen und und in diesem Jahr beginnt sie mit Macht. Habe ich in meinem ersten Jahr insgesamt 6 Schlangen gesehen, sind es jetzt bereits drei und alle drei waren ausgesprochen nah. Die erste Schlange in diesem Jahr war eine Tigersnake (https://de.wikipedia.org/wiki/Gew%C3%B6hnliche_Tigerotter), die bei uns in Kawarren in einem Busch hing. Ich selbst hatte sie gar nicht bemerkt, denn ich war unaufmerksam gewesen und dies hatte einen Grund. Normalerweise geht man davon aus, dass die Schlangen eine bestimmte Temperatur benötigen, aber diese hier “trafen” wir morgens um halb 9 bei ungefähr 10 Grad, eigentlich viel zu kalt. Aber – sie war da, Chandu hatte sie ausgemacht und Abstand gehalten, zum Glück.

 
Die zweite Schlange in diesem Jahr war eine Copperhead (https://en.wikipedia.org/wiki/Lowland_copperhead) und diese meinte, sich mein Nethouse intensiver anschauen zu müssen. Ein Nethouse ist eine Art Gewächshaus, aber nicht mit Glas oder Kunststoff, sondern mit einem Netz, was der Schlange ermöglicht, einzudringen. Ich kam also von meiner Terrasse, ging um die Ecke und sah gerade noch die letzten 30 cm der Schlange im Nethouse verschwinden, Glück gehabt. Ich nahm mir also meinen Gartenschlauch, stellte auf harten Strahl und zeigte der erschreckten Schlange den Weg aus dem Nethouse zurück in den Busch. Zwei Tage später schlängelte sich erneut eine Copperhead über unseren Wanderweg und bei dieser konnte man das Verhalten dieser Schlangen sehr gut beobachten. Diese Schlange hatte mich längst registriert, bevor ich sie gesehen hatte, sie bemerken die Vibrationen, die man durch das Auftreten der Füße verursacht. Die Schlange hatte dies erkannt und versuchte zu fliehen, sie war in keiner Weise an einer Konfrontation interessiert. Ich nahm also meinen Hund an die Leine und ließ die flüchtende Schlange ihren Weg ins Unterholt fortsetzen. Man sieht, in dieser Zeit muss man ausgesprochen aufmerksam und konzentriert sein, sobald man das Haus verlässt, was umso mehr gilt, wenn man einen jungen Hund besitzt.

 
Eine Schlangengeschichte habe ich noch. In meiner Straße gibt es keine Müllabfuhr, ich muss also jeden zweiten Sonntag meinen Müll (getrennt nach Hausmüll, Kunststoff und Glas) zum Sammelpunkt fahren, das ist ca. 6 km von mir entfernt. Für jemand in Deutschland mag das aufwendig klingen, aber es ist kein großer Akt, man gewöhnt sich schnell daran und am Ende bezahle ich nur umgerecht € 6,50 pro Monat an Müllgebühr. Ich bringe also meinen Müll zum Tip und diesmal war ein anderer Müllmann als sonst dort. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte mir, dass er aus dem Outback in Queensland kommen würde (so sah er auch aus, wie ein typischer Goldsucher). Ich berichtete ihm von meinen Schlangenbegegnungen und er lachte. “Ach, die Schlangen hier sind doch ein Witz, so scheu und zurückhaltend wie sie sind. Wir im Outback in Queensland haben den Inland-Taipan (https://de.wikipedia.org/wiki/Inlandtaipan), das sind wirklich garstige Biester. Wenn du denen begegnest, versuchen sie nicht zu fliehen, sondern kommen auf dich zu”. Nun ja, dann lebe ich lieber in Victoria mit meinen Schlangenarten und passe immer schön auf.

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