Ich kann mich erinnern, als wäre es gestern gewesen und wohl kaum ein anderes Ereignis hat mich jemals so in Spannung versetzt wie dieses. Nachdem ich bisher nur Fotos sehen und den Schilderungen meiner Tochter folgen konnte, machten wir uns an einem Morgen im Februar 2022 auf den Weg nach Westen. Das Stressigste dabei ist die Fahrt durch Melbourne Richtung West Gate, wenn man das hinter sich hat, passiert nicht mehr viel. Bis Geelong (ca. 65 km) hat man noch ein wenig Verkehr auf der M1, nach Geelong ist man zeitweilig allein auf einer australischen Autobahn. Dies aber durchaus typisch für dieses Land, es ist halt ein Kontinent und der Verkehr konzentriert sich auf die großen Städte. Also los aus Melbourne, vorbei an Geelong bis nach Colac. Dann einmal links abbiegen und dann nur noch ca. 20 km gerade auf auf der einzig asphaltierten Straße zwischen Colac und der Great Ocean Road, der Rest der Straßen besteht aus Sand und Schotter. Mit jedem Kilometer, mit dem wir meinem neuen Zuhause näher kamen, stieg die Spannung. Wo genau mochte es wohl liegen? Wie würde das Grundstück aussehen? Wie weit würden die nächsten Nachbarn entfernt wohnen? Und vor allem: Wie sieht mein neues Haus aus und was würde ich alles renovieren müssen?
Vor meinem Grundstück hielten wir an, ich öffnete das Gate (jedes Grundstück hier ist eingezäunt und hat ein Gate) und wir fuhren weiter, denn das Grunstück ist so groß, dass man das Haus vom Gate aus nicht sehen kann. Durch einen Wald aus Eukalyptusbäumen, kamen wir endlich an. Ein niedliches Strandhaus mit einer Wohnfläche von 100 qm, perfekt für mich. Der erste Weg führte allerdings in den Garten und ich war begeistert, wie viele unterschiedliche Obstbäume ich am sofort besitzen würde. Diverse Äpfel, Birnen, Pflaumen, Zitronen, Limonen, Feigen, Oliven, Avocado, Lorbeer, sogar grünen Spargel habe ich im Garten. Nachbarn kann ich von meiner Terrasse aus nicht sehen, Brian wohnt ca. 300 m weiter unten am Berg. Jetzt aber rein ins Haus und dort durfte ich mir meinen Schrecken nicht anmerken lassen, denn mir war von ersten Moment an klar, dass ich so gut wie alles erneuern müsste. Die Küche stammte, das ist kein Witz, aus dem Jahr 1956, der Fußboden war eine Mischung aus einem alten Teppich und Linoleum, die Wände brauchten neue Farbe. Aber das waren alles Probleme, die zu lösen waren, bis auf die Küche halt, denn die Anschlüsse lagen teilweise mitten im Raum und ich bin alles andere als ein Klempner. Zum Glück gibt es Bob, aber das ist eine andere Geschichte. Denn obwohl ich einen Berg voller Arbeit vor mir sah, war ich glücklich, denn ich war endlich angekommen.