Natürlich möchte ich auch den treuen Lesern dieses kleinen Blogs ein frohes und vor allem gesundes neues Jahr wünschen, denn je älter man wird, umso mehr realisiert man, dass die Gesundheit das Einzige ist, was wirklich zählt. Nun, ein ereignisreiches Jahr liegt hinter mir, am 1. Februar 2025 bin ich bereits 3 Jahre hier unten in Victoria und ich fühle mich immer noch pudelwohl, genauer gesagt, ich fühle mich von Jahr zu Jahr wohler. Und während es einige meiner Nachbarn im australischen Winter vorziehen, sich zumindest für einige Wochen Richtung Norden aufzumachen, genieße ich auch den, für australische Verhältnisse kalten Winter hier im Süden. Für mich gehört es inzwischen dazu, die warmen Monate zwischen November und Mai dafür zu nutzen, genügend Feuerholz für den folgenden Winter zu stapeln, es ist so großartig ursprünglich im Gegensatz zu Deutschland mit den Fern-/Öl- und Zentralheizungen, die man einfach nur aufdrehen muss. Dafür muss ich hier keine Tausende von Euros für meine winterliche Wärme bezahlen. Apropos Winter, der letzte Winter hatte es in sich. Ich habe einen 8-Tage andauernden Sturm erlebt, der knapp neben meinem Haus einen ca. 15 Meter hohen Baum abgeknickt hat, ich habe es bei dem Lärm nicht einmal gehört. Auf einer Straße, auf der ich selbst 2 Stunden zuvor noch gefahren war, wurde während dieses Sturms ein Tourist aus New South Wales in seinem Auto von einem Baum erschlagen, das Leben kann von einer Sekunde zur anderen vorbei sei.
Im letzten Winter habe ich einen schlimmer Verlust erlitten, mein Kater Charlie ist nicht mehr hier und ich vermisse ihn immer noch jeden Tag. Ich habe gelernt, dass zum Leben im ländlichen Australien in Stromausfall für knapp 30 Stunden zu überleben ist. Ich habe in diesem Sommer (bis jetzt) erleben müssen, dass Buschfeuer real sind und nicht nur im TV vorkommen, bis jetzt sind wir zweimal evakuiert worden, das letzte Feuer war knapp 500 Meter von meinem Haus entfernt. Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man das Nötigste in den Wagen packt, dann wegfährt und nicht weiß, ob das Haus am nächsten Tag noch da ist. Wie in jedem Sommer habe ich (bis jetzt) zwischen 5 und 7 Schlangen gesehen, keine von ihnen hatte Lust auf eine Konfrontation, sondern sie haben sich alle in den Busch geflüchtet, als ich näherkam. Ich habe neue Nachbarn kennengelernt und neue Freunde gefunden und ich merke, wie ich immer mehr zum Australier werde und den Deutschen hinter mir lasse, denn ich bin tatsächlich dabei, mir die australische Gelassenheit anzueignen und das Verbissene des Deutschen zu vergessen, ein Prozess. Ich habe gelernt, auf wen ich mich verlassen kann und auf wen nicht, ebenfalls ein Prozess.
Wenn ich Bilder von diesen sogenannten „Silvester-Feiern“ in deutschen Großstädten sehe, gruselt es mich, ich möchte diesen Krieg auf der Straße nie wieder erleben müssen. Hier ist privates Feuerwerk verboten (man kann sich denken, warum) und ich habe am 31.12. weder einen Knall gehört noch eíne Rakete oder grölende Menschen gesehen, einfach nur schön. Und während ich auf der einen Seite den Tod meines Charlies erlebte, erlebte ich auf der anderen Seite auch, dass ich Leben retten kann. Klein-Tillie war keine 10 cm groß, als wir sie aus dem Beutel ihrer toten Mutter holten und jetzt fängt sie an zu hüpfen, ein großes Swamp-Wallaby-Mädchen, ich besuche sie dämnächst wieder in Carlisle River. Ich bin sehr gespannt, was sich Australien noch für mich ausdenkt, aber Chandu und ich sind auf alles vorbereitet. Ach ja, ich bin neulich von Nachbarn, die ich bisher noch nicht kannte, auf diesen Blog angesprochen worden, offenbar hatte jemand gegoogelt und nun lesen auch einige Australier hier mit. Herzlich willkommen.
Bis demnächst.
Frohes neues Jahr.
Und lass‘ den ersten Absatz mit dem Holz bloß nicht Herrn Kachelmann sehen! 😉