TIERE

Dangerous creatures

Was hört man als Erstes von jemandem, der noch nie in Australien war, der aber über die Tiere und damit verbundenen Gefahren bestens im Bilde ist? „In Australien ist grundsätzlich jede Lebensform darauf aus dich zu töten“. Es gibt Legenden von Monsterschlangen und riesigen Spinnen, die nur darauf aus sind, harmlosen Touristen den Kopf abzubeißen. In dieses Bild passt auch ein Artikel, der kurz vor der in Australien stattfindenden Frauen-Fußball-WM erschienen ist und der all die Klischees erfüllt, die über die Flora und Fauna dieses Landes im Umlauf sind.

Wie Popp selbst kurz vor dem Abflug verriet, hielt sie vor der Abreise eine Präsentation über die Tierwelt in Australien – und sorgte damit offensichtlich bei ihren Teamkolleginnen für Gänsehaut. „Ich habe mir ein bisschen Zeit genommen, um eine kleine Präsentation über die eine oder andere Tierart zu machen“, sagte die gelernte Tierpflegerin. Die Kapitänin offenbarte, dass das offenbar nicht bei allen gut angekommen ist: „Koalas, unterschiedliche Arten von Kängurus und natürlich auch über das, was da auf uns zukommen kann: die giftigsten Tiere der Welt. Das kam nicht so gut an bei den Spielerinnen. Vielleicht habe ich da mehr Angst geweckt, als ich wollte“, erzählt Popp schmunzelnd. Tatsächlich erwarten das DFB-Team in Australien nicht nur Kängurus und Koalas, sondern auch einige der giftigsten Tiere der Welt. Beispielsweise kann ein Biss der giftigen Trichternetzspinne tödlich sein. Außerdem ist im australischen Outback die Taipan-Schlange zu finden, die als giftigste und gefährlichste Schlange der Welt gilt. Dass die Spielerinnen jedoch wirklich auf eins der Tiere stoßen sollten, gilt als unwahrscheinlich.

Es ist wirklich die Hölle hier, im Grunde ist es ein Wunder, dass dieser Kontinent überhaupt von Menschen bewohnt ist. Räumen wir doch am besten einmal mit all diesem Quatsch auf. Es stimmt, in Australien existieren giftige Schlangen und giftige Spinnen, doch die gibt es auf jedem Kontinent der Welt. Natürlich gibt es den australischen Inland-Taipan und der ist tödlich, aber um dem zu begegnen, muss man es schon drauf anlegen, denn alle Schlangen sind außerordentlich scheu und nicht darauf aus, Menschen zu begegnen. Hinzu kommt, dass alle Schlangen reißaus nehmen, wenn sie die Erschütterung von Schritten in ihrer Umgebung registrieren. Also – solange man nicht drauftritt oder die Schlange „cornert“, also in die Ecke treibt, wird einem nichts passieren. Mein Schwiegersohn Simon sagte immer: „Selbst in Australien ist noch nie ein Mensch von einer Schlange verfolgt worden“. Pro Jahr gibt es ungefähr 3.000 Schlangenbisse hier,davon verlaufen im Schnitt zwei tödlich, was auch daran liegt, dass die Versorgung mit universellen Gegengiften flächendeckend vorhanden ist. Übrigens: In den USA kommt es jährlich zu ca. 45.000 Bissen und ca. 10 Todesfällen, aber darüber spricht niemand. Ich lebe jetzt seit ca. 1 1/2 Jahren im Busch und ich habe bisher 2 Schlangen auf meinem Grundstück gesehen und die haben sich aus dem Staub gemacht, als ich näher kam.

Spinnen sind so eine Sache, kaum jemand mag sie, dabei sind sie unglaublich nützlich. Und natürlich gibt es die berüchtigte Sydney Trichternetzspinne (Funnel-Web spider), aber um mit dieser in Kontakt zu geraten, muss man nach Sydney reisen, im restlichen Teil des Kontinents exisitiert diese Spinne nicht. Verbreitet sind die Rotrückenspinnen (Redback spider), die Weißschwanzspinne (White-tailed spider), die Schwarze Witwe (Black widow) und natürlich der berüchtigte Huntsman.Die ersten Drei sind giftig, aber nicht tödlich, trotzdem sollte man sich vorsehen. Barfuß durchs Unterholz zu laufen ist in Australien nicht zu empfehlen, aber das macht in Deutschland eigentlich auch niemand. Der Huntsman sieht gefährlich aus, weil er teilweise recht groß wird, ist aber harmlos und tatsächlich so nützlich, dass ihn einige Australier sogar im Haus lassen, denn er frißt die Giftspinnen. Ich hatte jetzt in 1 1/2 Jahren zweimal einen Huntsman im Haus und zweimal im Auto und ich habe sie mit Hilfe einer Tupperdose freundlich nach draußen begleitet.

Ja, es gibt Blauringkraken, es gibt Irukandji-Quallen, es gibt Weiße Haie (und jede Menge andere Haie), es gibt riesige Salzwasserkrokodile (Salties) und kleinere Süßwasserkrokodile (Freshies), aber um denen zu begegnen, muss man vorher ins Wasser. Krokodile gibts ohnehin nur im Norden, also in Queensland, im Nothern Territory und in Teilen von Western Australia, bei uns hier im Süden haben wir sowas nicht. Wenn man also Angst davor hat, von Haien angegriffen, von Quallen gestochen, von Krokodilen  zerfleischt und von Spinnen gebissen zu werden, sollte man nicht nur um Australien einen großen Bogen machen, sondern auch um die USA, Südamerika, Süd-Europa, Asien ohnehin, also viel Spaß beim nächsten Camping-Urlaub auf Norderney. Als jemand, der den Osten des Landes inklusive Outback bis hoch nach Queensland bereist hat und der in Victoria lebt, kann ich behaupten, dass die Hysterie um die tödliche australische Tierwelt gnadenlos übertrieben ist und mit der Realität nichts zu tun hat.

(Übrigens: Im sicheren Deutschland enden pro Jahr im Schnitt 4 Unfälle mit Kühen tödlich)

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