Alltag

Zwei Wochen ist es nun bereits her, dass ich meinen lieben Charlie verloren habe und es ist immer noch sehr ruhig im Haus. Allerdings muss ich mich zusammenreißen und weitermachen, denn ich kann sehen, wie Klein-Chandu (47 kg) trauert, er vermisst seinen Freund sehr. Immer noch guckt er sich um und sucht nach ihm, deshalb ist an mir, Normalität vorzuleben, was mir auch ganz gut gelingt. Hier im australischen Busch ist der Winter eingekehrt und das bedeutet: Nachttemperaturen zwischen 3 und 7 Grad, tagsüber 9 bis 14 Grad. Klingt für einen Deutschen im ersten Moment nicht dramatisch, ist aber durchaus schattig, weil die Häuse so gut wie nicht isoliert sind, was heißt – wenn es draußen 4 Grad hat, hat es im Haus 5 Grad. Zum Glück habe ich genügend Feuerholz im Sommer geschlagen und gehackt, sobald der Ofen läuft, ist es warm. Bedeutet aber auch, dass man im Dunkeln aufstehen und den Wood Heater anfeuern muss und sich dann nochmal für 30 Minuten unter die Decke verkrümelt, bis das Ding glüht.

 
Heute Morgen hatten wir mal wieder etwas, was hier aufgrund der Herbst- und Winterstürme ca. einmal pro Monat passiert – Stromausfall. Es existiert nur eine einzige oberirdsche Stromleitung und wenn in einem Waldgebiet ein Baum drauffällt, gehen halt die Lichter aus. Normalerweise kriegen die Australier das in 1 bis 1 1/2 Stunden wieder hin, so auch heute. Zum Glück habe ich eine meiner wichtigsten Anschaffungen auf Rat meines Freundes Bob bereits sehr früh nach meiner Ankunft getätigt, eine Taschenlampe, ohne die man hier draußen schlicht und ergreifend gekniffen ist. Als Städter kann man sich das vielleicht nur schwer vorstellen, aber hier draußen ist es dunkel wie im Weltall, die nächste Lichtquelle ist in Colac, das ist 20 km entfernt und auch die haben nur sehr wenig Straßenbeleuchtung. Was macht man also, wenn man aufstehen muss und keinen Strom hat. Zuerst den Ofen an, mit Taschenlampe und Hund raus. Dann den Hund füttern und sich selbst Frühstück ohne Kaffee machen. Anschließend sitzen wir dann (leider nur noch zu zweit) auf dem Sofa neben dem Ofen, die Taschenlampe auf dem Tisch, bis es irgendwann „Klack“ macht und der Strom wieder läuft.

 
Wenn man das zum ersten Mal erlebt, kann man leicht in Panik geraten, weil man ohne Strom schon ein wenig aufgeschmissen ist, aber nach dem 5. Mal wird es Routine. Ansonsten versuchen wir so gut es geht den Winter abzuwettern, ab August wird es dann wieder wärmen und man muss viel im Garten machen. Chandu hatte am Montag Besuch von seinem besten Freund Darby, dem Hund meiner Nachbarn. Die beiden Mutanten haben eine Stunde lang meinen Garten umgepflügt und mein Monster war Abends so geschafft, dass er um halb 7 ins Bett gegangen ist. Nächsten Samstag ist Abi-Treffen des Jahrgangs 84, 40 Jahre ist das nun schon her und ich bedaure sehr, dass ich nicht dabeisein kann. Naja, vielleicht irgendwann mal wieder.

1 Gedanke zu „Alltag“

  1. Mein Charlie heisst Rudi und ich musste mich am 2.Dezember 2023 nach kurzer Krankheit von ihm trennen. Mir ist selten etwas so schmerzhaftes widerfahren. Und es gibt selten Trost. Ein Freund hat mir waehrend der Corona Zeit (im Februar 2021) einen Welpen aus dem Wurf seiner Jack Russel Huendin geschenkt. Und Rudi hat diesen (Rocco) erzogen. Und Rocco verhaelt sich heute fast aehnlich wie Rocco – was mir ein grosser Trost ist und mich fast taeglich an Rudi erinnert. Rudis Verlust hat in meiner ganzen Familie (meine Kinder und den Kindern aus zweiter Ehe meiner Ex Frau) tiefe Wunden hinterlassen, aber Rocco tut sein bestes, um die Luecke zu schliessen. Ich hoffe fuer Dich, dass Dein wunderbarer Hund Dir ueber den Verlust von Charlie hinweghelfen wird.

    Anyway – weil der KSV blog gewartet wird, bin ich auf Deiner Australienseite gelandet. Wow Grave, wirklich starke Impressionen! Ich habe von 1999 bis 2002 in Kapstadt gelebt. Das ist natuerlich nicht mit Deinem Leben zu vergleichen, aber ich habe damals viele Reisen im suedlichen Afrika unternommen und auf diesen Reisen viele Menschen und Orte kennengelernt, die Deiner Beschreibung gleichen. Insbesondere in den Wintermonaten und in Sachen Energieversorgung. Und da ich in dem Sektor der renewable Energies nun seit fast 20 Jahren arbeite, sehe ich mich natuerlich gezwungen Dir zu einem Solargenerator plus 5-10 KW Batterie zu raten. Ich kenne die australischen Foerdergesetze natuerlich nicht, aber vielleicht waere das ja eine Alternative fuer Dich (obwohl ich mir sicher bin, dass Dir diese Alternative nicht unbekannt ist).

    Jedenfalls bin ich happy, dass ich durch die Wartungsarbeiten der Arena auf diese Seite UND blogs gestossen bin! Das wird wohl eine weitere Pflichtlektuere. Viele Gruesse nach Australien.

    Un Saludo
    Joachim

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