Heute schäme ich mich zur Abwechslung einmal nicht für mein Heimatland, sondern für das Land, in dem ich jetzt lebe und ich schäme mich für einen Teil seiner Bürger. Am gestrigen Samstag wurde in Australien das erste Referendum seit mehr als 25 Jahren abgehalten, das gesamte Volk musste abstimmen und sich bekennen.
Das Referendum über die Stimme der australischen Ureinwohner 2023 fand am 14. Oktober 2023 statt. Die Wähler wurden gefragt, ob sie einer Änderung der australischen Verfassung zustimmen. Die vorgeschlagene Änderung sah die Anerkennung der australischen Ureinwohner in der Verfassung vor, indem ein Gremium mit der Bezeichnung „Aboriginal and Torres Strait Islander Voice“ geschaffen werden sollte, das „gegenüber dem Parlament und der Regierung in Fragen, die die Aborigines und Torres-Strait-Insulaner betreffen, Stellung nehmen kann“.
Das Ergebnis dieser Abstimmung zeigte nun, dass durchweg alle Bundesstaaten mehrheitlich mit „Nein“ gestimmt haben, das Verhältnis war im Schnitt 60% Nein, 40% ja. Das ist aus meiner Sicht extrem beschämend für das Land Australien und seine (Be)-Siedler, denn wenn man den eigentlichen Australiern, und etwas anderes sind die Aboriginal People (First Nation) und die Torres-Strait-Insulaner nicht, das geringste Recht an Mitbestimmung über Vorgänge in ihrem Land verwehrt, dann wäre das so, als würden in Deutschland Türken, Syrer, Afghanen, Griechen, Italiener etc. darüber abstimmen, ob Deutsche eine Stimme in ihrem eigenen Land haben dürften. Natürlich gibt es auch hier radikale Nationalisten und auch hier gibt es reichlich rassistische Arschlöcher und sie alle vergessen, dass es ihre Ur-Ur-Ur-Großeltern waren, die diesen Menschen das Land gestohlen haben, nicht zu vergessen, dass in Australien Menschen der First Nation erst seit 1967 als Menschen gelten, vorher fielen sie und den sogenannten „Flora und Fauna act“, sie galten also in den Augen der Siedler als Tiere oder Pflanzen, unvorstellbar.
Hier bei mir, auf meinem Land, sind Menschen der First Nation immer und jederzeit willkommen, schließlich ist es eigentlich ihr Land.