Unterschiede 1
Natürlich fragt sich jeder, worin denn eigentlich die größten Unterschiede zwischen einem Leben im durchorganisierten Deutschland und dem weitläufigen und größtenteils menschenleeren Australien liegen würde, ich möchte gern einige erklären. Zuerst natürlich – man fährt links und der Fahrer sitzt rechts. Wer das erste Mal in einem Land ist, in dem man auf der „falschen“ Seite der Straße fährt, kann sich sicherlich erinnern, die ersten Tage steigt man grundsätzlich auf der verkehrten Seite ein, sucht auf dem Beifahrersitz vergeblich nach dem Lenkrad und mindestens ebenso oft betätigt man den Scheibenwischer, wenn man doch eigentlich blinken und abbiegen möchte. Sieht am Anfang ein wenig peinlich aus, man gewöhnt sich aber schnell daran, genauso wie an das Fahren auf der verkehrten Seite der Straße. Auf dem Land ist es ohnehin kein Problem, wegen des wenigen Verkehrs, in der Stadt ist es empfehlenswert, einfach den anderen Wagen zu folgen, dann hat man den Dreh schnell raus. Ich lebe nun in einer Gegend, in der in den Sommer-Monaten viele Touristen, besonders natürlich auf der Great Ocean Road, unterwegs sind und dort empfiehlt es sich, aufmerksam zu sein, denn einige Besucher verzetteln sich doch mal und dann kommt einem plötzlich ein gemieteter Subaru auf der eigenen Spur entgegen, ist mir schon passiert.
Was sonst noch? Ach klar, die Häuser. Man muss wissen, dass außerhalb der großen Städte kein Haus über einen Anschluss an eine Wasserleitung oder Abwasserleitung verfügt, sowas existiert einfach nicht. Das Abwasser, also Toilette und Dusche fließt in einen Septic Tank, also in eine Klärgrube, die alle paar Jahre geleert werden muss, das Wasser zum Duschen und zum Kochen muss man sammeln, also das Regenwasser in großen Tanks, die zumeist dicht am Haus stehen, über die Regenrinne auffangen. Ich kann mich erinnern, als meine Möbel aus Deutschland von zwei wahnsinnig freundlichen indischen Jungs geliefert wurden, die lebten in Melbourne und hatten solche Tanks noch nie zuvor gesehen. Das Wasser wird dann mit einer Pumpe ins Haus befördert, funktioniert problemlos. Eine Heizung, wie wir sie aus Deutschland kennen, ist hier so gut wie unbekannt. Es gibt zwar Häuser mit Heizkörpern, ähnlich wie in meinem Heimatland, die elektrisch betrieben werden, aber das sind die Allerwenigsten. Die meisten Häuser besitzen ein sogenanntes Splitsystem, also eine elektrisch betrieben Klimaanlage, die im Sommer kühlt und im Winter warme Luft produziert.
Zumeist hat man nur eines dieser Geräte im Haus, eigentlich immer im Wohnraum, was bedeutet, dass die anderen Räume nicht geheizt werden. Besonders hier in Victoria, wo es im Winter schon mal auf 3 oder 4 Grad runterkühlen kann, ist es dann relativ frisch in der Bude, zumal die meisten Häuser kaum isoliert sind und über große Fenster verfügen. Die Lösung: Der Holzofen. Absolut jedes Haus auf dem Land, das ich gesehen habe, hat so einen eisernen Ofen, der ab Herbst auch bei den Meisten ständig befeuert wird. Dies bedeutet natürlich, dass man dafür reichlich Holz benötigt. Für viele Australier heißt das (wie in Deutschland), dass sie ihr Feuerholz kaufen müssen, ich habe Glück, ich besitze meinen eigenen Wald. Was allerdings auch heißt, dass man im Sommer und Herbst vorarbeiten, also Holz sägen und hacken muss. Jeder, den ich kenne, besitzt eine Kettensäge, wer etwas auf sich hält, besitzt ein Modell von Stihl, denn die Australier lieben German Engineering. Es ist also so ein bißchen wie ein Leben, welches man auf einigen Facebook-Seiten sehen kann, auf denen ein einsames Haus im Wald mit rauchendem Schornstein gezeigt wird und als die perfekte Alternative zum hektischen Stadtleben angepriesen wird. Tatsächlich ist es auch so, aber es ist eben auch mit Arbeit verbunden.
Demnächst mehr davon