Zwischenbilanz

Mehr als 3 Jahre bin ich inzwischen hier im australischen Busch und vielleicht ist es an der Zeit, eine Art Zwischenbilanz zu ziehen. Mir wurde mehrfach die Frage gestellt, ob ich es je bereut habe, 9 Jahre zu warten und hierher auszuwandern. Hat es sich gelohnt? Meine Antwort: Auf jeden Fall, ich bereue keine Sekunde. Auf gar keinen Fall möchte ich mit dem Leben in Deutschland tauschen, ich habe hier alles das, was ich gesucht habe. Ruhe, eine tolle Natur, einen großartigen Hund, super Nachbarn und gute Freunde. Tatsache ist aber auch, aber das sollte eigentlich normal sein, dass nach mehr als 3 Jahren für mich hier nicht jeden Tag ein neues Feuerwerk abfackelt, vieles ist Gewohnheit geworden, ich fühle mich inzwischen als Australier und viel weniger als Deutscher.Wenn ich heute einer Schlange über den Weg gehe, dann drehe ich nicht mehr um und beobachte aus der Distanz, ich gehe um sie herum, sie will nichts von mir. Wenn wir hier im Herbst und Winter plötzlich einen Stromausfall haben, weil mal wieder irgendwo ein Baum auf eine Leitung gefallen ist, dann ist das eben so, der Strom kommt irgendwann wieder.

Was ich nach wie vor faszinierend finde ist die australische Natur und die Tierwelt. Natürlich zücke ich nicht, wie noch am Anfang oder in einem der diversen Urlaube hier, das Handy und mache ein Foto, wenn ich ein Känguru sehe, aber ich finde all die Roos, Wallabies, Koalas, Echidnas, Papageien und Keilschwanzadler immer noch extrem cool und ich hoffe, das ich mir das erhalten kann. Wenn ich morgens mit Chandu auf unserer Straße spazierengehe, sehen wir bis auf die Koalas und Echidnas eigentlich fast alles von der Liste, aber am Ende der Straße gibt es mehrere große Weiden, auf denen ungefähr 20 bis 30 Hirsche und Hirschkühe stehen und grasen, Dammwild. Für einen Deutschen zwar nicht alltäglich, aber eigentlich nichts Besonderes, die Australier hängen an den Zaun eine Warnung vor „Exotic animals“, was ich relativ witzig finde. Für sie sind halt weder Kängurus noch Copperhead-Schlangen „exotisch“, sondern 12-Ender, die friedlich grasen.

Ich habe neulich in einen Bericht über Auswanderer folgendes Zitat gefunden, was ich absolut unterschreiben kann.

Ich möchte nicht schlecht über Deutschland sprechen. Deutschland hat auch tolle Ecken. Und natürlich freue ich mich jedes Mal auf die vielen lieben Menschen in der Heimat. Kaum bin ich angekommen, fühle ich allerdings diese Schwere und habe einfach das Gefühl, hier anders zu sein. Ich könnte niemals mehr dauerhaft in dieses Land zurück!

Ein kleiner Tipp sei mir an dieser Stelle gestattet. Neulich schickte mir eine Freundin aus Hamburg ein Foto von ihrer letzten Presse-Reise und fragte: „Wo bin ich“. Ich antwortete und aus diesem Dialog ist ein Artikel im SHZ-Magazin geworden.

https://www.shz.de/deutschland-welt/schleswig-holstein/artikel/daenische-nordsee-warum-kindheitserinnerungen-urlaub-praegen-48954087

Viel Spaß beim Lesen, vielleicht findet sich der Eine oder Andere ja darin wieder.

 

Einen weiteren Tipp habe ich noch. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich den Film „The Dry – Force of Nature“ angucken, der Film mit Eric Bana wurde zu einem großen Teil dort gedreht (Otway Ranges), wo ich lebe

 

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