Im Süden was Neues…

Wie schnell die Zeit vergeht, sieht man manchmal erst daran, wenn man realisiert, wie lange man schon nicht mehr geschrieben hat. Inzwischen haben wir Mitte November und in Australien ist es Frühling. Hier in Victoria, wo wie nirgendwo sonst das Motto „Four seasons in one day“ gilt, bedeutet dies teilweise extreme Temperatur-Unterschiede von einem Tag auf den anderen. So sollen wir am Samstag 31 Grad bekommen, am Sonntag sollen es dann nur noch 16 Grad sein, wir werden sehen. In dieser Zeit muss man dann auch wieder mehr planen als sonst, ich muss beispielsweise auf die angesagten Temperaturen achten, wenn ich meinen wöchentlichen Einkauf in Colac anpeile. Denn sollten es tatsächlich 31 Grad werden, kann ich später als 10 Uhr nicht mehr fahren, weil ich bekanntlich den Hund im Auto lassen muss, während ich mich auf die Angebote bei Aldi und Coles stürze. Ist es dann zu warm und finde ich keinen Schattenplatz, geht es nicht. Aber – bisher haben wir es in mittlerweile mehr als 2 gemeinsamen Jahren immer hingekriegt. Ja, absolut irre, wenn man bedenkt, dass ich im Februar bereits seit 3 Jahren in Kawarren leben, die Zeit fliegt.


Frühling in Australien bedeutet auch, dass man pflanzt und ich bin nach diesen Jahren zum begeisterten Gärtner geworden, hätte ich nie für möglich gehalten. In meinem Greenhouse wachsen in diesem Jahr Tomaten (unterschiedliche Sorten), Gurken, Chilies, Paprika und außerdem Koriander, Schnittlauch, Basilikum und Erdbeeren, die ich von meinem Nachbarn Geoff geerbt habe. Im Nethouse habe ich jetzt Blaubeeren, einen kleinen Pfirsichbaum (der sogar trägt), Tomaten und wiederum Erdbeeren. Dazu kommen meine Obstbäume mit diversen Äpfeln, Birnen, Quitten, Avocado, Oliven, Kirschen, Passionsfrucht etc., die ich vor gierigen Papageien beschützen muss, ich habe mit Chandu allerdings einen wertvollen Helfer, denn der Hund hasst es, wenn jemand „seine“ Obstbäume belästigt.

 
Nach knapp drei Jahren habe ich natürlich immer noch viel Kontakt nach Deutschland, aber ich habe neulich beschlossen, dass mich die deutschen und vor allem die amerikanschen Themen nicht mehr interessieren. Denn eigentlich ist es doch Wahnsinn, oder? Ich lebe 17.000 km entfernt und soll mir Gedanken über Migration in Berlin oder das Aus der Ampel-Regierung machen? No way, buddy. Vielmehr habe ich gerade gestern erst wieder gesehen, wie unfassbar gut es mir doch geht. Normalerweise gehe ich hier sehr früh ins Bett, was daran liegt, dass es noch zu kalt ist, um Abends draußen zu sitzen und dass mich das TV-Programm anödet. Ich lag also gestern im Bett und guckte aus dem Fernster. Das Fenster war geöffnet (natürlich mit Fliegengitter) und ich hörte: Nichts. Kein Auto, keine brüllenden Menschen, nichts. Es war komplett still und ich guckte auf einen Wald, nichts als grüne Bäume. Für jemanden, der sein ganzes Leben in einer Großstadt gelebt hat, ein unglaublicher Luxus.

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