Wenn es irgendwas wirklich Faszinierendes in Australien gibt, dann ist es wohl sein Wildlife. Tiere, die die meisten Deutschen vielleicht aus dem Fernsehen oder mit etwas Glück aus dem Zoo kennen, begegnen einem hier jeden Tag, ein Känguru oder ein Wallaby gehört hier zum Landleben dazu wie in Deutschland ein Hase oder ein Reh.Dennoch, ich kann mich an meinen ersten Besuch Down under erinnern, natürlich war ich wie jeder Tourist wild auf diese seltsamen hüpfenden Viecher, ebenso wie auf die kleine grauen Blattfresser, die sich so selten bewegen und die alles sind, aber unter Garantie keine Bären. Ich erinnere mich aber auch daran, dass ich vor meinem ersten lebenden und hüpfenden Känguru mindestens 20 tote Tiere am Straßenrand sah, auch das gehört hier leider zum Alltag dazu. Kängurus und Wallabies sind zumeist in den frühen Morgenstunden oder Abends aktiv, wenn es dämmert und unglücklicherweise sind sie nicht die hellsten Kerzen auf der Torte. Wenn man also im Halbdunkeln einem dieser Hüpfer begegnet und man den Kontakt mit dem ersten vermieden hat, ist es ratsam, schnellstmöglich zu bremsen, denn wenn ein Känguru unmotiviert über die Straße springt, kommen zu 100% mehrere Kumpels aus dem Mob hinterher, vollkommen egal, ob dort ein Auto fährt oder nicht.
Letzte Woche nun fuhrt ich meine Gravel Road, an der ich wohne runter und sah mitten auf der Straße ein totes Wallaby liegen. Nun tue ich das, was die durchschnittlichen Australier (leider) nicht tun: Ich halte an, steige aus und schiebe das arme Tier an den Straßenrand, damit die nachfolgenden Fahrzeuge nicht drüberfahren. Ich stieg also aus, um die arme Maus von der Schotterpiste zu befördern, als ich merkte, dass sich im Beutel des toten Muttertiers etwas bewegte. Die Entscheidung war klar. Ich rannte zu meinem Nachbarn Geoff, der mir auch sofort zu dem armen Verkehrsopfer folgte. Ja, sagte Geoff, da ist noch ein Joey drin. Als erfahrener Land-Australier holte er zusammen mit mir das Baby-Wallaby aus dem Beutel der toten Mutter, extrem vorsichtig natürlich, damit man die langen dünnen Beinchen nicht verletzt. Die Kleine war wirklich noch sehr jung, ganz rosa, ohne das braune Fell. Geoff sagte, er würde ein paar Anrufe tätigen und gucken, wo er das kleine Mädchen unterbringen könnte.
Am nächsten Tag traf ich meinen Nachbarn und er erzählte mir, dass er die Kleine nach Carlisle River in einen Wildlife Shelter gebracht hatte. Als ich zuhause war, habe ich die Institution gegoogelt und fand heraus, dass sie eine Facebook-Seite betreiben, also schrieb ich eine Nachricht und erhielt kurze Zeit später nicht nur eine Antwort, sondern gleich auch ein paar Fotos. Sie haben die Kleine Tillie getauft und es geht ihr gut, sie trinkt wie eine Verrückte. Auch wenn man sich für einigermaßen abgewichst hält, dann berührt einen so etwas, denn ohne mich wäre Klein-Tillie im Beutel ihrer toten Mutter gestorben, jetzt hat sie eine Chance auf ein glückliches Wallaby-Leben und kriegt vielleicht selbst einmal Junge. Ich werde demnächst nach Carlisle River fahren und meine Tillie besuchen, aber ich werde noch mehr tun. Laut Geoff bekommt dieses Wildtier-Gehege keinerlei Unterstützung vom Staat, die Betreiber bezahlen die Aufzucht von kleinen Tier-Waisen komplett aus eigener Tasche und sie haben mehr als ein Wallaby zu versorgen. Die Aufzucht eines kleinen Kängurus, Wallabies oder Koalas dauert zwischen einem und zwei Jahren und kostet knapp $ 1.000, vom zeitlichen Aufwand ganz abgesehen.
Ich habe also beschlossen, mich an der Aufzucht meines kleinen Patenkindes zu beteiligen und ich möchte jedem die Chance geben, sich anzuschließen. Wer also etwas Gutes tun möchte, der kann sich mit einer kleinen Spende beteiligen, hierzu einfach auf den Blog HSV-Arena.Hamburg gehen, dort gibt es ein Spendenformular. Einfach Stichwort „Tillie“ angeben und das eingenommene Geld wandert zu 100% nach Carlisle River. Selbstverständlich werde ich an dieser Stelle weiterhin über Tillies Entwicklung berichten, erste Bilder könnt ihr bereits hier im Blog sehen. Ich bedanke mich bereits jetzt im Namen von Carola, Ron und Tillie. Wer nicht über den Fußball-Blog kommen möchte, kann mir auch einfach eine Mail schreiben, ich teile dann die Kontoverbindung mit.