Wenn man vom überbevölkerten Deutschland ins leere Australien zieht, muss man zwangsläufig das eine oder anderen lernen, um klarzukommen. Viele Klischees lassen sich besonders hier im Busch nicht halten, wer mental nicht darauf vorbereitet ist, gerät schnell an seine Grenzen. Klingt vielleicht dramatisch, ist es aber gar nicht, denn die meisten Dinge lernt man relativ schnell, allerdings muss man das auch. Da wäre zuerst einmal die halbwegs profane Geschichte mit den Kängurus. Ich war erst ein paar Wochen hier und fuhr im Auto meines Freundes Max mit, als er mir folgenden Rat gab: „Wenn ein Känguru über die Straße springt und du bremsen musst, gib nicht sofort wieder Gas, denn nicht das erste Tier ist gefährlich, sondern die, die ihm folgen.“ Und so ist es auch, erst gestern wieder erlebt. Der erste Boomer hüpft freudig 10 Meter vor mir über die Schotterpiste, ich breme (weil ich ja gelernt habe) und Sekunden später folgen 5 bis 10 weitere Mitglieder des Mobs dem Leittier. Ohne zu gucken, ohne Angst, einfach nur aus Instinkt. Nun fährt man auf den Gravel roads ohnehin keine Rennen, aber hätte ich sofort wieder Gas gegeben, hätte es übel ausgehen können, für die Kängurus und für mein Auto, denn die Viecher können bis zu 50 kg wiegen.
Nächste Lehre: Koalas sind keine Kuscheltiere. Sicher, sie sehen niedlich aus, aber sie sind normalerweise äußerst scheu und flüchten, wenn man sich ihnen nähert. Anfassen ist eigentlich ausgeschlossen, ich hatte in all den Jahren auch während meiner Besuche einmal das Glück, eine junge Mutter mit ihrem Baby über die Straße geleiten und ihr über den Kopf streicheln zu können, aber das war eine einmalige Geschichte. Wie ist das eigentlich mit den Schlangen bei euch? Nun, es gibt sie und sie sind überall. Wir hier in den Otways haben zumeist Copperheads und Tigersnakes und die sind zum Glück eher scheu und im Gegensatz zum Inlandtaipan nicht aggressiv. Aber sobald die Temperaturen über 18 Grad steigen, sollten man aufpassen, wo man hintritt. Die meisten Schlangen sieht man gar nicht, sie machen sich davon, wenn sie die Erschütterung, die durch Schritte verursacht werden, spüren. Ich selbst habe keine Angst vor den Schlangen, ich muss in den warmen Monaten nur verstärkt auf meinen jagenden Hühnerhabicht aufpassen, der sich viel zu gern im Busch rumtreibt.
Und sonst? Holz sammelt man im Sommer und Herbst, um im Winter nicht zu frieren. Alles, was man dafür braucht, muss man sich besorgen. Kettensäge, Spaltaxt, eigentlich sollte man auch einen Wagen mit Anhängerkupplung besitzen, damit man einen Trailer anhängen kann (für das Feuerholz). Einige Australier besitzen einen sogenannten Woodsplitter, eine Maschine, die auf einem Anhänger montiert ist und mit einem Verbrennungsmotor betrieben wird, damit spalten sie ihre Logs, ich mache das mit Arm und Axt und tatsächlich macht das sogar Spaß. Alles in allem hat das Leben im australischen Busch mit dem Leben in einer deutschen Großstadt wenig bis nichts zu tun und das ist auch gut so.