A day on the green

Seit den frühen 90er Jahren bin ich ein Fan der australischen-neuseeländischen Band Crowded House, für mich sind sie so etwas wie die australischen Eagles. Songs wie „Don’t Dream it’s Over“, „Weather with you“, „Four seasons in one day“ oder „Private Universe“ sind so gut wie jedem Menschen aus meiner Generation bekannt, denke ich, aber leider hatte ich die Band noch nie live gesehen. Als ich im Februar 2022 in Australien ankam, musste ich mir natürlich ein Auto kaufen und, als anständiger und vorsichtiger Deutscher, eine Versicherung abschließen. Dazu muss man wissen, dass eine KfZ-Vesicherung in Australien optional und nicht zwingend erforderlich ist, aber ich habe mich dafür entschieden. Meine Versicherung heißt AAMI und als ich die Bestätigung für meine Police per Mail erhielt, bekam ich gleichzeitig ein Angebot für Vorzugskarten für ein Crowded House-Konzert ganz bei mir in der Nähe (also ca. 90 km entfernt) zugeschickt. Vorzug hieß in diesem Fall 340 Dollar für zwei Karten, aber nach Rücksprache mit meiner Tochter, die mich begleiten wollte, entschied ich mich dafür. Warum? Nun, ich hatte zwar Bruce Springsteen in den 90ern im Volksparkstadion gesehen, aber die Eagles in Originalbesetzung hatte ich verpasst, weil mir € 180 für eine Karten einfach zuviel waren. Später starb Glenn Frey und die Eagles würden nie mehr dieselben sein. Dann erinnere ich mich, wie mich eine Bekannte aus Berlin fragte, ob ich nicht mitkommen würde, zur Waldbühne. Dort spielen Linkin Park, aber ich lehnte ab und sagte: „Das nächste Mal“. Ein knappes Jahr später beging Chester Bennington Suizid und ein nächste Mal würde es nie mehr geben. Das sollte mir nie wieder passieren.

Ich bestellte also die Karten, das Konzert sollte im Mai, also im Sommer, am Mount Duneed Estate kurz vor Geelong unter dem Motto „A day on the green“ stattfinden, einem Veranstaltungsort unter freiem Himmel, also open air. Im australischen Sommer im Grunde kein Problem, doch leider fing sich Sänger Neil Flinn kurz vor dem Konzert Covid-19 ein und die Veranstaltung wurde auf den November verschoben, also in den nächsten Frühling. Für mich das erste Problem, denn im August bekam ich endlich meinen Chandu, der zum Zeitpunkt des Konzerts noch ein sehr junger Hund war, aber mit Hilfe meiner Nachbarn Helen und Jeff ließ sich das Problem lösen. An den Tagen vor dem Konzert regnete es in Victoria, was für den Frühling nicht ungewöhnlich, für einen Veranstaltungsort auf einer riesigen Wiese jedoch nicht völlig unproblematisch ist. Wir fuhren also mit meinem Auto Richtung Geelong, weil die Veranstalter verkündet hatten, dass man die örtlichen Parkplätze nur mit einem Vierradantrieb würde nutzen dürfen. Es ging los, das Wetter war gut und als wir nach ca. 1 1/2 Stunden Fahrt ankamen, mussten wir feststellen, dass die Polizei bereits sämtliche Parkplätze geschlossen hatte, weil sich mittlerweile sogar 4-Wheeler im Schlamm festgefahren hatten. Also weiterfahren bis Geelong, dort auf einem Bunnings-Parkplatz halten und den kostenlosen Bus-Shuttle nutzen.

Irgendwann saßen wir dann tatsächlich auf unseren Plätzen, es war gegen 15.30 Uhr, die wirklich guten australischen Vorgruppen liefen und Crowded House sollte um 19.00 auftreten. Um 18.45 Uhr trat einer der Organisatoren auf die Bühne und verkündete, dass es wohl pünktlich um 19.00 Uhr zu regnen beginnen würde, die schwarzen Wolken am Horizont bestätigten dies. Als es um 19.05 Uhr immer noch nicht goß, meinte ich zu meiner Tochter: „Das war wohl nichts mit der Vorhersage“ und um 19.08 Uhr ging es los. Unglücklicherweise war dies nur kein Regen, sondern es war diese Art Regen, die es nur hier gibt, es ist, als stellte man eine Dusche auf 10. Dazu Sturmböhen, innerhalb von 5 Minuten waren wir so nass, als wären wir durch einen Fluß geschwommen. Was aber machten die Australier (im Gegensatz zu den Deutschen)? Sie feierten, tanzten, sangen die bekannten Songs mit gaben einen fuck drauf, ob sie bis auf die Knochen durchnässt waren. Wir taten ca. 1 1/2 Stunden das Gleiche, bis das Konzert dann doch abgebrochen werden musste. Zum Glück hatten wir uns rechtzeitig zum Gehen entschieden, wir entkamen also dem ganz großen run auf die Shuttle-Busse. Dort drin saßen völlig durchnässte Australier und freuten sich über das großartige Konzert. Also zurück mit dem Bus nach Geelong, raus aus den nassen Klamotten (zum Glück hatten wir Ersatz dabei), die Autoheizung voll aufdrehen, bei Spotify Crowded House hören und durch die stockdunkle Nacht nach Haus fahren.

Auf jeden Fall werden ich weder diesen Tag noch dieses Konzert je vergessen, am nächsten Tag konnten wir in den Zeitungen lesen, dass viele Besucher wohl die Nacht im Auto verbringen mussten, weil ihre Karren erst am nächsten Tag mit Hilfe von Taktoren aus dem Schlamm befreit werden konnten, Konzert-Erlebnisse in Australien. Meine Regenjacke brauchte übrigens 3 volle Tage, um zu trocknen, was für ein großer Tag.

Ein kurzes Video vom Konzert ist in der Galerie zu „bewundern“

 

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