Kontakte

Ich kann mich noch gut erinnern: Jedesmal, wenn ich in den Jahre vor meiner Reise nach Australien jemandem davon erzählte, was ich vorhatte, kam der Spruch: „Wie cool, dann komme ich dich besuchen“. Meine Standardantwort darauf lautete ab einem bestimmten Zeitpunkt: „Dann zieh mal ne Nummer“. Obwohl, ich wußte bereits damals, dass die Nummernvergabe gar nicht notwendig sein würde, denn mit dem Mund sind die meisten Leute groß, mit den Taten nicht. Heute nun, nach fast genau 1 1/2 Jahren im Busch, hat sich genau das bestätigt, was ich schon in Hamburg vermutet hatte – niemand hat sich nach Australien aufgemacht, um mich zu besuchen, wobei ich ehrlich gestehen muss, dass ich darüber gar nicht mal so unglücklich bin. Denn mittlerweile habe ich zwar gern Besuch, aber ein Besuch, der sich bei mir für mehrere Tage oder gar Wochen einnisten wollte, ist irgendwie nicht so mein Ding, war es in Hamburg aber auch nicht.

 
Allerdings ist es nicht nur die ausgebliebende Heimsuchung durch abenteuerlustige Norddeutsche, es ist der grundsätzlich Kontakt, der bis auf ganz wenige Ausnahmen eingeschlafen ist. Und das, obwohl man im Jahr 2023 keine Briefe mehr schreiben oder anrufen müsste, Social Media, Facebook oder Whatsapp machen eine relativ bequeme Kontaktbeibehaltung durchaus möglich, aber Fakt ist: Da ist nicht mehr viel. Nun muss ich auch gestehen, dass ich aus dem Alter raus bin, in dem man verzweifelt hinter Freundschaften oder Bekanntschaften herlief, das ist vorbei. Ich bin gern bereit, meinen Teil zu tun, aber eben nicht mehr alles und nicht mehr als Einbahnstraße. Und so habe ich sogar nach so kurzer Zeit nur noch relativ wenig intensive Kontakte nach Deutschland, die über den Kontakt zu meinen Eltern hinausgehen, aber das stört mich nicht. Vielleicht ist sogar ganz gut so, man schließt immerhin mit einem Teil seines Lebens ab und beginnt einen neuen. Vielleicht gehört dann eben auch das dazu.

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