Melbourne oder Sydney

Melbourne oder Sydney, die Frage ist so alt wie der Kontinent. Für einen Touristen stellt sie sich im Grunde nicht, denn er möchte am besten beide Weltstädte sehen. Für die Bewohner jedoch stellt sich diese Frage offenbar täglich, einige Melburnians nennen die Konkurrenz aus dem Norden sogar respektlos „Shitney“, was dieser spektakulären Stadt nun überhaupt nicht gerecht wird. Ich habe beide Städte inzwischen mehrfach bereist, wenn ich natürlich ob der Nähe und der Tatsache, dass meine Tochter dort lebt, zu Melbourne eine deutlich intensivere Bindung habe und ich finde beide sensationell interessant, weil sie eben auch so komplett unterschiedlich sind. Doch inwiefern unterscheiden sich die Beiden voneinander? Zunächst einmal, beide Städte liegen an der australischen Ostküste, insgesamt 877 km voneinander entfernt, was ungefähr der Distanz zwischen Hamburg und Paris entspricht. In Sydney, im Bundesstaat New South Wales gelegen, herrscht tendentiell das besser (wärmere) Wetter, dafür hat man im Norden aber auch mit extremeren Wetterphänomenen zu kämpfen, denn Zyklone mit heftigstem Regen sind in Sydney keine Seltenheit. In Melbourne dagegen herrscht ein beinahe mediterranes Klima und natürlich die berühmten Four seasons in one day, eine wirklich seltsame Geschichte. Denn in Melbourne kann man bei bestem Wetter aus dem Haus gehen, in die Straßenbahn steigen und sich 10 Minuten später in einem heftigen Regenschauer wiederfinden, der sich so gar nicht angekündigt hatte. Weitere 15 Minuten später herrscht dann wieder schönster Sonnenschein bei wolkenlosem Himmel.
Ein weiterer Unterschied: Natürlich hat Sydney die spektakuläreren Sehenswürdigkeiten. Das Opera House und die Sydney Habour Bridge sind weltberühmt, ebenso Darling Harbour und Bondi Beach. Aber auch das Sea Life Sydney Aquarium und der Royal Botanic Garden sind absolut sehenswert und werden täglich von Massen von Touristen heimgesucht. In Melbourne sollte man auf keinen Fall den Vic Market (Queen Victoria Market) verpassen, einer meiner absoluten Lieblingsorte hier. Natürlich kennt man den Bahnhof Flinders Street von Fotos und man sollte unbedingt einen Abstecher in die NGV (National Gallery of Victoria) machen, aber die wirklich weltberühmten Orte fehlen in Melbourne, dafür hat Melbourne deutlich mehr Kultur, wenn man das als Europäer über Australien überhaupt sagen kann. Ich jedenfalls bin gern im CBD (Central Business District), also in der Innenstadt Melbournes, aber auch in St. Kilda und Brighton im Strand. In Melbourne gibt es unzählige Cafès und Restaurants, sehr viele Künstler, ich würde sagen, dass Melbourne irgendwie cooler ist als Sydney, dafür ist die Stadt im Norden spektakulärer und touristischer.
Wenn man mich vor die Wahl stellen würde – ich finde beide Städte großartig, wobei Melbourne die ungeliebte Schwester in NSW inzwischen als bevölkerungsreichste Stadt Australiens abgelöst. Besuchen sollte man ohnhin beide Städte, wenn man als Tourist die lange Reise auf sich genommen hat. Ich jedenfalls würde sowohl Sydney wie auch Melbourne gegen so gut wie jede andere Stadt, die ich bereist haben, eintauschen, sogar meine Heimatstadt Hamburg, die angeblich schönste Stadt der Welt. Was für ein Witz.

1 Gedanke zu „Melbourne oder Sydney“

  1. Vielen Dank für die interessante Einordnung und Insiderinformation, Ulrich! Das hilft zum Verständnis der Menschen, Lebensverhältnisse und bei der langfristigen Planung einer weiten Reise auf die „andere Seite des Globus“ 😉

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